Nach einem 2.5-stündigen Flug setzen wir am späten Nachmittag auf der Insel Jersey auf. Während der Fahrt zum Hotel bekommen wir von unserem Reiseleiter bereits die ersten spannenden Eindrücke über Jersey und die Hauptstadt St. Helier. Im Hotel angekommen, das von aussen wie innen einen typischen britischen Charm versprüht, bleibt uns Zeit, um uns auszuruhen, bevor es im Hotel ein gemeinsames Abendessen gibt. Dabei stossen wir auf die bevorstehende Reise an und lernen uns besser kennen.
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg in den Norden und den Osten der Insel. Bevor wir La Hougue Bie erreichen, erblicken wir am Strassenrand plötzlich eine Herde der berühmten Jersey Kühe. Spontan hält unser Fahrer an und wir dürfen uns auf dem nahegelegenen Hof umschauen. Unser Reiseleiter erklärte uns, dass es nur sehr wenige Kuh Herden dieser Rasse auf Jersey gibt und es ein glücklicher Zufall ist, dass wir diesen begegnen. In dieser Saison ist es auch für ihn das erste Mal, dass er diese sieht, denn normalerweise bekommt man die Kühe nicht zu Gesicht.
La Hougue Bie
In La Hougue Bie angekommen, besuchen wir ein kleines Museum, in dem die Funde aus der Zeit der Römer ausgestellt sind und wo der grösste Münzschatz der keltischen Welt untersucht wird. Anschliessend spazieren wir zum eindrücklichen, prähistorischen Denkmal, wo wir durch das 6000 Jahre alte Ganggrab gehen und erkunden die darüberstehende mittelalterliche Kapelle. Auf dem Gelände befindet sich auch ein Bunker aus dem 2. Weltkrieg, in dem mit Informationstafeln und alten Gegenständen von der Zeit damals erzählen. Danach geht die Fahrt weiter entlang der Ostküste nach Gorey über dessen altem Hafen die Burg Mont Orgueil thront. Zwischen den Gemäuern, über Treppen und durch versteckte Räume steigen wir bis zur Spitze der Burg wo wir einen herrlichen rundum Blick über den Hafen, das Meer und die Küstenlandschaft geniessen.
Bevor es vom Hafen aus weitergeht, bleibt uns Zeit, die berühmte Jersey Ice Cream zu probieren. Das cremige Eis schmeckt besonders gut. Kein Wunder, denn das besondere an der Jersey Milch ist der hohe Fettgehalt.
Zum Abschluss des Tages halten wir im Hafenörtchen Rozel, wo wir einen traditionellen Cream Tea mit Scones, Schlagrahm und Tee geniessen dürfen.
Ausflug Süden und Westen Jerseys
Am 3. Tag erkunden wir den Süden und den Westen Jerseys. Der erste Halt ist bei der St. Matthew’s Church. Das Besondere an dieser Kirche ist, dass ihr Inneres zu einem grossen Teil aus Glas besteht. In der Bucht von St. Brelade halten wir bei der Fisherman’s Chapel, von der aus man einen schönen Blick über den Strand hat. An der Westküste machen wir einen kurzen Fotostopp, um den Leuchtturm La Corbière aus der Ferne zu bestaunen und die kargen Klippen Landschaft zu geniessen.
Garten von Judith
Anschliessend erreichen wir den Garten von Judith. Schon von weitem lässt sich ein prächtiger Garten erahnen und als wir durch die Gartenpforte gehen, konnten wir sofort erkennen, mit welcher Hingabe und Liebe sie ihren Garten pflegt und gestaltet. Bei einer spannenden Führung durch die prächtige Blumen- und Blütenlandschaft erzählt uns Judith ihre Geschichte. Ein absolutes Highlight an diesem Tag. Abschliessend zum heutigen Tag besuchen wir ein Weingut und eine Teeplantage, wo wir näheres über die Produkte erfahren. Ebenfalls dürfen wir den lokal produzierten Wein und den Tee probieren.
Am nächsten Tag steht die Wattwanderung auf dem Programm.
Wattwanderung zum Seymour Tower
Der nächste Tag beginnt mit dem Insider-Erlebnis. Unser Fahrer bringt uns zum Seymour Slipway bei La Rocque, wo uns Trudie, eine gebürtige Deutsche, zu einer faszinierenden Wattwanderung begleitet. Auf dem «Moonwalk» über den freigelegten Meeresgrund entdecken wir Austernbetten, Seegras, Wattwürmer und die besondere Flora und Fauna dieser vom Meer geformten Landschaft. Zum Abschluss geniessen wir im nahegelegenen Pub frische Austern aus der lokalen Aquakultur.
Bevor wir in unserem Hotel ankommen, halten wir in St. Helier in der Harbour Gallery. Hier werden Werke von über 100 lokalen Künstlern und Kunsthandwerkern ausgestellt und die Galerie ist nicht ohne Grund als «Home of Local Art» bekannt.
Burg Elizabeth Castle
Der nächste Tag startet mit der Besichtigung der Burg Elizabeth Castle. Diese befindet sich einige Hundert Meter auf einer Felseninsel in der Bucht von St. Aubin. Man erreicht sie bei Ebbe entweder mit einem ca. 20 minütigen Spaziergang über einen schmalen Plattenweg oder mit einem Amphibienfahrzeug, das sowohl bei Ebbe als auch bei Flut die Passagiere vom Hafen zum Castle transportieren kann. Während der Erkundung der Gemäuer erfahren wir vieles über die damaligen unterschiedlichen Bewohner der Burg und wie Menschen während der deutschen Besatzungszeit lebten. Am späten Nachmittag nehmen wir von unserem Reiseleiter Abschied und verlassen mit der Fähre die Insel Jersey. Die Fahrt führt uns in den Hafen von St. Peter Port auf der Schwesterinsel Guernsey wo unser Reiseleiter auf uns wartet.
Der erste Tag auf Guernsey startet mit einer Stadtführung durch St. Peter Port. Der idyllische kleine Ort besteht aus engen Strassen und blumenreichen Häuser Fassaden. Nebst dem Parlamentsgebäude durchqueren wir auch die Candie Gardens. Der weitläufige viktorianische Garten beheimatet unterschiedliche Pflanzen sowie eine Statue von Königin Viktoria und dem französischen Schriftsteller Victor Hugo. Nach der Mittagspause geht es mit dem Bus weiter auf eine Inselerkundungstour. Einer der vielen Stopps ist bei der mit bunten Tonscherben und Muscheln verzierten «Little Chapel». Nicht nur die Kirche selbst, sondern auch die Umgebung ist mit bunten Bruchstücken versehen. Ein echtes Meisterwerk und ein wahrer Hingucker. Es geht weiter der Küste entlang und wir werden vom Blick aufs Meer stets begleitet. Zum Schluss des Tages gönnen wir uns ein leckeres Eis am Strand.
Tagesausflug Sark
Am zweitletzten Tag unserer Reise unternehmen wir einen Tagesausflug auf die kleinste Kanalinsel Sark. Am späten Morgen besteigen wir das Boot und tuckern zur Insel. Dort angekommen werden wir per Traktor in den Ortskern gefahren. Auf der Insel gibt es abgesehen von Traktoren keine Fahrzeuge. Entweder man ist mit der Kutsche oder mit dem Fahrrad unterwegs. Während der Kutschenfahrt kommen wir an historischen Gebäuden vorbei und wir erleben eine friedliche und ruhige Atmosphäre, die sich über die gesamte Insel spüren lässt. Nach der entspannten Fahrt statten wir dem Garten «La Seigneurie» einen Besuch ab. Die liebevoll gestaltete Gartenanlage befindet sich auf dem Grundstück des Seigneurs (Gutsherr) und hat hier und dort ein paar Geheimnisse versteckt, die den Besucher einladen entdeckt zu werden. Man nimmt an, dass Teile des Gartens ins 6. Jahrhundert zurück reichen. Hunderte von Blumensorten schmücken das Areal und riesige Bäume spenden grosszügigen Schatten. Nach der ausgiebigen Erkundungstour spazieren wir zurück zum Ortskern, wo die letzte Gelegenheit für einen Kaffee oder ein hübsches Souvenir besteht, bevor uns am späten Nachmittag das Boot wieder zurück nach Guernsey bringt. Den letzten Abend der Reise verbringen wir gemeinsam bei einem gemütlichen Abendessen in einem lokalen Restaurant am Hafen. Die Highlights der Reise werden nochmals Revue passiert und wir geniessen das entspannte Beisammensein, bevor es am nächsten Tag nach Hause geht.
Fazit
Die Kanalinseln waren mir bisher nur ein vager Begriff und ich wusste nicht genau, was die Inseln zwischen Grossbritannien und Frankreich eigentlich auszeichnen. Der entschleunigende Alltag, der Mix aus britisch und französisch, die zahlreichen Buchten und Küstenlandschaften und besonders das endlose, faszinierende Wattenmeer haben es mir sofort angetan. In den Städten und Dörfern hängt die dunkle Vergangenheit und gleichzeitig auch eine entspannte, fröhliche Atmosphäre in der Luft. Ein paar verstreute und unscheinbare Inseln, die es wert sind, entdeckt zu werden.